Beispiel examensarbeit verwaltungswissenschaften.

Beispiel examensarbeit verwaltungswissenschaften.

Hier ist ein Beispiel für eine Examensarbeit im Bereich Verwaltungswissenschaften mit dem Thema „Die Reform der öffentlichen Verwaltung durch New Public Management: Analyse und Auswirkungen auf die Effizienz und Bürgernähe“.


Thema der Examensarbeit: “Die Reform der öffentlichen Verwaltung durch New Public Management: Analyse und Auswirkungen auf die Effizienz und Bürgernähe”


1. Einleitung

  • Problemstellung:
    Die öffentlichen Verwaltungen vieler Staaten sehen sich seit den 1980er Jahren mit wachsender Kritik konfrontiert, da sie als zu bürokratisch, ineffizient und bürgerfern gelten. Das Konzept des New Public Management (NPM) entstand als Reaktion auf diese Kritik und zielt darauf ab, Managementtechniken der Privatwirtschaft in den öffentlichen Sektor zu integrieren. In Deutschland wurden verschiedene NPM-Reformen eingeführt, um die Verwaltung moderner, effizienter und bürgerfreundlicher zu gestalten. Dennoch bleibt die Frage offen, ob diese Reformen tatsächlich die gewünschten Ergebnisse bringen.
  • Ziel der Arbeit:
    Ziel dieser Arbeit ist es, die Kernprinzipien des New Public Management zu analysieren und ihre Auswirkungen auf die Effizienz und Bürgernähe der öffentlichen Verwaltung zu untersuchen. Anhand von Fallbeispielen aus Deutschland soll erörtert werden, inwieweit die Reformen erfolgreich waren und welche Herausforderungen bestehen.
  • Forschungsfrage:
    Inwieweit trägt das New Public Management zur Effizienzsteigerung und Bürgernähe in der öffentlichen Verwaltung bei, und welche Grenzen hat dieser Ansatz?

2. Grundlagen des New Public Management

  • Definition und Ursprung des New Public Management:
    New Public Management (NPM) bezeichnet die Einführung von marktähnlichen Strukturen und Managementprinzipien aus der Privatwirtschaft in die öffentliche Verwaltung. Ziel ist es, Bürokratie abzubauen, Verwaltungsabläufe zu straffen und die Leistungserbringung öffentlicher Verwaltungen effizienter zu gestalten. NPM entwickelte sich in den 1980er Jahren als Reaktion auf die Wahrnehmung, dass traditionelle Verwaltungen ineffizient und nicht flexibel genug sind, um modernen Herausforderungen zu begegnen.
  • Ziele des NPM:
    • Effizienzsteigerung: Verringerung der Verwaltungskosten und Optimierung der Ressourcenallokation.
    • Bürgerorientierung: Verbesserung der Servicequalität für Bürger, die als Kunden betrachtet werden.
    • Dezentralisierung: Übertragung von Entscheidungsbefugnissen auf untere Verwaltungsebenen, um flexibler und schneller auf Herausforderungen reagieren zu können.
  • Prinzipien des NPM:
    • Ergebnisorientierung: Verwaltungserfolg wird anhand von Zielerreichungen und Leistungsergebnissen gemessen, nicht nur nach Einhaltung von Regeln und Verfahren.
    • Wettbewerb: Förderung von Wettbewerb sowohl zwischen öffentlichen Verwaltungen als auch zwischen öffentlichen und privaten Anbietern.
    • Kostentransparenz: Öffentliche Leistungen sollen kostenbewusst bereitgestellt und nach Kosten-Nutzen-Analysen bewertet werden.

3. Auswirkungen des New Public Management auf die Effizienz der öffentlichen Verwaltung

  • Effizienzsteigerung durch Zielvorgaben und Leistungsindikatoren:
    • Ein zentrales Element des NPM ist die Einführung von Leistungsindikatoren und Zielvorgaben, die es ermöglichen, die Effektivität der Verwaltung zu messen. Durch eine stärkere Orientierung an klar definierten Zielen konnten viele Verwaltungen kosteneffizienter arbeiten.
    • Beispiel: Die Stadtverwaltung Hamburg führte NPM-basierte Reformen ein, bei denen klare Leistungsziele für verschiedene Abteilungen definiert wurden. Eine Studie ergab, dass die Bearbeitungszeit von Anträgen um 20 % verkürzt werden konnte, ohne dass zusätzliche Ressourcen erforderlich waren.
  • Dezentralisierung und Flexibilität:
    • Durch die Dezentralisierung von Entscheidungsprozessen und die Einführung von Budgetverantwortung auf der mittleren Verwaltungsebene konnten Verwaltungen flexibler auf regionale Besonderheiten und spezifische Herausforderungen reagieren. Dies ermöglichte eine schnellere Umsetzung von Entscheidungen und eine Anpassung an lokale Gegebenheiten.
    • Beispiel: In der Stadt Freiburg wurden in der Bauverwaltung Befugnisse dezentralisiert, wodurch Genehmigungsverfahren für Bauvorhaben deutlich schneller abgewickelt werden konnten.
  • Kritische Betrachtung der Effizienzsteigerung:
    • Trotz der Effizienzgewinne bleibt die Frage offen, ob NPM langfristig tragfähig ist. Kritiker argumentieren, dass die Fokussierung auf Leistungskennzahlen und Effizienzziele die Erfüllung des Gemeinwohlauftrags der öffentlichen Verwaltung beeinträchtigen könnte. Es besteht die Gefahr, dass Leistungen, die keine kurzfristigen Effizienzgewinne versprechen, vernachlässigt werden.

4. Auswirkungen auf die Bürgernähe der Verwaltung

  • Verbesserte Servicequalität:
    • NPM fördert die Kundenorientierung, indem Bürger als Kunden betrachtet werden. Diese Umstellung führte in vielen Verwaltungen zu einer besseren Servicequalität, da Verwaltungsmitarbeiter stärker auf die Bedürfnisse der Bürger eingehen.
    • Beispiel: In Berlin wurden Bürgerämter eingerichtet, in denen Bürger alle relevanten Verwaltungsleistungen an einem Ort in Anspruch nehmen können. Die Einführung von Online-Terminvereinbarungen und die Verkürzung der Bearbeitungszeiten führten zu einer höheren Zufriedenheit der Bürger.
  • Transparenz und Rechenschaftspflicht:
    • Ein weiteres Ziel des NPM ist die Erhöhung der Transparenz der Verwaltung. Durch die Einführung von Berichtspflichten und Öffentlichkeitsarbeit können Bürger den Erfolg von Verwaltungsleistungen nachvollziehen, was das Vertrauen in die Verwaltung stärkt.
    • Beispiel: In der Stadt Köln wurde ein Online-Portal eingerichtet, über das Bürger den Bearbeitungsstatus ihrer Anträge einsehen und Informationen zu Verwaltungsprozessen abrufen können.
  • Kritische Betrachtung der Bürgernähe:
    • Trotz der Vorteile in der Servicequalität gibt es auch Kritik an der zunehmenden Kommerzialisierung der Verwaltung. Viele Bürger empfinden es als unangemessen, dass der öffentliche Dienst nach den Prinzipien der Privatwirtschaft arbeitet, da dies zu einer Entfremdung vom eigentlichen Auftrag der Verwaltung führen kann. Zudem bleibt die digitale Kluft ein Problem, da ältere Menschen oder sozial benachteiligte Gruppen oft Schwierigkeiten haben, digitale Verwaltungsangebote zu nutzen.

5. Herausforderungen und Grenzen des New Public Management

  • Kommerzialisierung der Verwaltung:
    • Die Fokussierung auf Wettbewerb und Effizienz könnte den öffentlichen Sektor von seinem sozialen Auftrag entfremden. Kritiker argumentieren, dass öffentliche Verwaltungen nicht primär kosteneffizient arbeiten sollten, sondern sich auf die Erbringung von Dienstleistungen zum Wohle der Bürger konzentrieren müssten.
  • Ressourcenknappheit:
    • Viele NPM-Reformen gehen mit der Reduzierung von Personal und Ressourcen einher. Dies kann in bestimmten Bereichen, wie im Sozialwesen, negative Auswirkungen haben, da hier nicht immer Kosten eingespart werden können, ohne dass die Qualität der Dienstleistungen leidet.
  • Widerstand innerhalb der Verwaltung:
    • Eine weitere Herausforderung bei der Einführung von NPM ist der Widerstand der Verwaltungsmitarbeiter. Die Umstellung auf marktwirtschaftliche Prinzipien und die Einführung von Leistungsanreizen kann zu Konflikten mit dem Selbstverständnis von Verwaltungsmitarbeitern führen, die den öffentlichen Dienst traditionell als dienende Funktion für das Gemeinwohl sehen.

6. Fallstudie: New Public Management in der deutschen Verwaltung

  • Fallbeispiel: Stadtverwaltung Hamburg:
    • Die Stadt Hamburg ist ein bekanntes Beispiel für die Umsetzung von NPM-Prinzipien. Die Stadt hat verschiedene Reformen durchgeführt, um die Verwaltung zu modernisieren, darunter die Einführung von Zielvereinbarungen, die Einführung von E-Government-Lösungen und die Dezentralisierung der Entscheidungsstrukturen.
    • Ergebnisse: Die Reformen führten zu einer signifikanten Verbesserung der Effizienz in vielen Bereichen, insbesondere in der Bürgerberatung. Gleichzeitig gab es jedoch Bedenken hinsichtlich der sozialen Gerechtigkeit, da bestimmte Dienstleistungen für benachteiligte Gruppen eingeschränkt wurden.

7. Fazit und Ausblick

  • Zusammenfassung der Ergebnisse:
    • Die Reform der öffentlichen Verwaltung durch das New Public Management hat zweifellos zu einer Verbesserung der Effizienz und einer stärkeren Bürgerorientierung geführt. Insbesondere die Einführung von Leistungsindikatoren, die Dezentralisierung und der Wettbewerb haben die Verwaltung flexibler und transparenter gemacht.
  • Kritische Reflexion:
    • Gleichzeitig zeigt die Analyse, dass NPM nicht ohne Grenzen ist. Die Fokussierung auf Effizienz kann zu einem Verlust des Gemeinwohlauftrags führen, und die Kommerzialisierung der Verwaltung stößt sowohl bei Bürgern als auch bei Mitarbeitern auf Widerstand. Die langfristige Nachhaltigkeit von NPM-Reformen bleibt daher umstritten.
  • Ausblick:
    • Zukünftige Reformen sollten sich stärker auf eine Balance zwischen Effizienz und sozialer Gerechtigkeit konzentrieren. Es gilt, den öffentlichen Dienst weiterhin zu modernisieren, ohne den eigentlichen Auftrag der Verwaltung aus den Augen zu verlieren. Zudem müssen Lösungen für den Widerstand der Mitarbeiter gefunden werden, um die erfolgreiche Umsetzung von Reformen sicherzustellen.

8. Literaturverzeichnis

  • Pollitt, C., & Bouckaert, G. (2017). Public Management Reform: A Comparative Analysis. Oxford University Press.
  • Hood, C. (1991). A Public Management for All Seasons? Public Administration, 69(1), 3-19.
  • Reichard, C. (2003). New Public Management in Deutschland: Eine Bilanz. In: Verwaltung & Management, 9(1), 18-24.